Reginald in Torog Nai

Dunkelheit lag über den seligen Landen, denn nach dem die Sauren das stolze Portucalia überrannt hatten, zogen die düsteren Heerscharen gen Torog Nai, um nicht nur Gold und Juwelen; nein auch holde Jungfrauen für deren Sklavenmärkte zu rauben.  Und wie die goldene Stadt auf einen Berg gebaut und von hohen Mauern umgeben ward, so hatte man alleine diesem Schutze vertraut und nicht auf den Schutz durch des Mannes Schwert. Wenig konnten die Herren den Sauren entgegenstellen und so ward die Stadt verloren.

Und da das selige Land zwar reich an Gütern war, nicht aber reich an Männern, blieb Torog Nai verloren. Traurigkeit umgab die guten Menschen der seligen Lande, den wüteten die Sauren gar grausam unter den ansässigen Siedlern.  Da schickte man nach Bretonien, da man wusste, dass dort Krieger mit vortrefflichen Rüstungen und vortrefflichen Pferden waren.

So gelange die Kunde an Reginald front de Boef, der zu dieser Zeit Regulator seiner fürstlichen Hoheit wart und eine jede Nachricht und Mitteilung kannte. Ein mancher sprach, dass es dieser Ritter wart, der die Geschicke des Reiches lenkte. Denn ein niemand wusste mehr als der Regulator und ein niemand hatte Kontakte sowohl zu den hohen Herren, den Soldaten und auch den Menschen, die eher außerhalb des Gesetzes lebten. Manche munkelten, dass er auch Beziehungen zu Torin Gribsch, den Anführer der Äppler hatte. Doch ist dies nicht sicher, denn die Äppler waren gar böse Kreaturen und waren in ihrer Natur vollkommen gegen die Krone eingestellt und der Regulator war ein Vertreter der Krone. Und so ist es eher unwahrscheinlich. Wenn aber einer der hohen Herren diese Kontakte haben würde, dann war es sicherlich der hohe Herr Reginald.

Und wie der Hohe Herr den Brief erhielt, lies er ihn sich vorlesen. Manch mögen meinen, dass ein kluger Kopf, wie der Herr Reginald des Lesens mächtig war. Doch wissen andere, dass dem nicht der Fall war. Zu keiner Zeit hatte er die Zeit und die Musze dieses Handwerk zu lernen, denn war sein Ansinnen alleinig auf die demütige Treue der Krone gegenüber gestellt. Dies stehe zwar der Erkenntnis gegenüber, dass der Regulator als klügster Kopf Bretoniens benannt wird. Aber man ist sich gleichwohl einig, dass er nie des Lesens mächtig war.

Mit der letzten Zeile und  der Bitte nach Hilfe, wusste der Herr Reginald was er zu tun hatte. Bretonien lag im Zwist mit Flandern, denn die Fürstin der flämischen Landen lehnte das Minnenanliegen seiner fürstlichen Hoheit von Bretonien ab. Und so ein wahrer Bretone bei einem gebrochenen Herz einen Seufzergarten anlegt, denn ein Seufzergarten zeigt einher, wie es um die Gefühlslage eines Bretonen steht und sie soll einen jeden Zeigen, wie ernst die Minne in Bretonien genommen wird. So ein MinorLord nur das Haus der Verschmähenden entzündet oder ein Feld, so wart die Ernsthaftigkeit eines Lordsires derart grosz, dass selbst das Feuer von 1026 in Lex Port, bei dem der Groszteil der bretonischen Flotte in Asche versenkt wurde, einer verschmähten Liebe zuzuschreiben sei. Manch einer mag sich fragen, wieso die Flotte von einem Lordsire angezündet wurde, wart es doch für die Marine verpönt und gar verboten, dass dort Frauen dienten. Doch so die Seeleute oft Wochen auf dem Meere verbrachten, so waren sie an der Liebe einer Frau überaus arm. Und kamen sie dann an die Küste, so wurden Freudenfrauen und Huren an Bord geholt. So kann man sich denken, welch Zusammenhang bestehen mag zwischen einer verschmähten Liebe zu einer Freudenfrau und der verbrannten Flotte. Weit aus wahrscheinlicher mag aber die Berichte der Augenzeugen sein, wonach der Herr Ritter Henry de Valpoise das Stadthaus der Familie de Veau anzündete; doch das Feuer geriet auszer Kontrolle und der Funkenflug lies erst die Segel und dann die eng aneinanderliegenden Schiffe verbrennen.

Der bretonische Fuerst war ein sehr stolzer Mann und wollte Flandern in Schutt und Asche sehen. Und da das flämischen Land von einer hohen magischen Barriere geschützt wart und Bretonien keine Magier besasz, wartete das gesamte bretonische Heer an seiner östlich Grenze. So fuhr der Herr Reginald auf die Ogerinsel und bereiste die Kerker des Landes. Vor jedem der Inhaftierten sprach der Ritter eindringlich.

"Ihr seid nicht nur eine Schande für euch und für eure Familien, nein ihr seid auch eine Schande für euren Fürsten und euer Land. So ihr euer leidliches Leben am Stricke oder auf dem Pfahl verlieren werdet, werdet ihr nach eurem Tode dennoch treulose Seelen sein und die Götter werden sich von euch abwenden und eure Ahnen werden euch bespucken. Ihr seid den Weg der Gefallenen gegangen und werdet am Ende eures Weges nur Gefallene vorfinden."

"Eure Seelen werdet ihr nur reinigen können, wenn ihr selbstlos eure erbärmlichen Leben opfert und die rettet, die hilflos sind.  Kommt mit mir und ihr werdet 5 Jahre und einen Tag mir dienen. Doch endet dieser letzte Tag, so sei nicht nur eure weltlichen Verfehlungen gesühnt, nein auch eure  Verfehlungen gegen die Herrin vom See und den Eynen seien euch verziehen und die Ewigkeit wird euch offen erwarten."

Viele arme Seelen sahen in die blauen Augen des Herrn Reginald und dort die von ihm versprochene Ewigkeit sahen, schlossen sie sich ihm an und verlieszen ihre dunklen Gefängnisse. Da ihr Weg aber durch ganz Bretonien und somit durch die Dörfer und Städte der friedlichen bretonischen Bevölkerung führen würde, lies der Herr Reginald seinen neuen Soldaten schwarze Mäntel nähen, auf dass ein jeder bereits auf Entfernung sehen mochte, dass seine Mannen deren Schande innen, wie auch auszen tragen. In anderen Landen mag die schwarze Farbe dieser Bedeutung nicht Ausdruck verleihen, hingegen das Gelb die Farbe der Huren sein. Doch  jedes Land sei anders. Und die bretonische Ritterschaft trägt gern bunte Farben und das Schwarz war eher verpönt.

So kam der hohe Herr Reginald mit der Mannen 300 in den seligen  Landen an und reisten gen Torog Nai. Doch Torog Nai war weiterhin besetzt von den Sáuren, die wider den Eynen existieren und alle Menschen Leid und Miszgunst bringen. Hundert Tage verweilte Reginald vor den Toren der Stadt; mit Feuer in der einen und dem Schwerte in der anderen Hand. Doch vermochte er es nicht die Stadt mit Gewalt zu nehmen. Dann kam der Hunger und der Durst über die Mannen des Heiligen und Krankheiten brachen aus. Und Reginald ging auf dem höchsten Berg, zog sein Schwert und rief gen Himmel: „Du eyner Gott. Hunderte folgten mir, um dir Ehre zu bereiten und deine Stadt zu befreien, auf dass sie wieder in deinem Namen erstrahle. Warum läszt du meinen Mannen Hunger darben und die Stadt nicht bezwingen; hast du dich von mir abgewandt?“

Und Reginald wurde in ein gleiszendes Licht gehüllt und er vernahm eine Stimme „Du, der du einer meiner liebsten Kinder bist, schaue in dich hinein und sage mir. Liebst du mich oder liebst du das Leben? Erst wenn du all jenen Dingen abgeschworen hast, die dir am liebsten sind, wird die selige Stadt fallen und der wird sie erobern, der dies in meinen und nicht in seinem Namen tut.“

So ging Reginald zurück zu seinen Mannen und ging in sein Zelt, um zu beten. Da trat ein Diener zu ihm vor und sprach: „Mein Herr. Trinkt diesen Wein, es ist jener, den ihr am liebsten mögt.“ Doch Reginald kniete weiter in seinem Gebet und antwortete: „Bringe mir Wasser und gebe dem Wein jenen, die schwach sind von Krankheit. Auf dass er ihnen das Blute stärkt.“ Und so trank der Ritter Wasser und ein Hagel ging auf die Mauern Torog Nai hernieder und erschlug alle Wachen auf den Zinnen.

Da trat eine Hure in sein Zelt und ließ ihr Kleid zu den Füszen sinken, auf dass der Ritter sie ansah, wie der Eyne das Weib erschuf. So sprach sie zum Rittersmann: „Mein Herr, darf ich euch zu Dienste sein und euch Entspannung bringen“.  Doch Reginald wandte sich ab und dem Kreutze zu und sprach: „Zieh dich an Weib und geh. Andere mögen deiner Sünde verfallen, doch wie kann ich zwischen deinen Lenden kosten, wenn meine Männer des Hungers sterben.“ Und so ging die Hure ab und ein Blitz ging in Torog Nai hernieder und entzündete die Steinschleudern und Katapulte der Stadt.

Da trat ein Sáure in sein Zelt, öffnete eine Schatulle voller Gold und sprach: „ Mein Herr nehmt diese Kiste voller Gold und zieht von dannen. So ihr die Stadt in der Finsternis, die wir sind und der wir dienen, belasst, sollt ihr derer Kisten zehn haben.“ Doch Reginald  zog sein Schwert und schlug den Kopf des Sáuren ab, packte ihn in die Kiste und schleuderte diese mit den Katapulten gegen die Stadtmauer. Und wo die Kiste die Stadtmauer traf, fiel sie in sich zusammen.

Da trat ein Weibel in das Zelt des Reginald und sprach: „Mein Herr, ihr habt die Mauern zum Einsturz gebracht. Greifen wir nun an, wird die Stadt fallen und aller Ruhm wird euch gehören.“ Da stand der Ritter auf und schaute seinen Weibel mit Tränen in den Augen an. „Nicht ich bin der Herr“ sprach er und verließ das Schlachtfeld vor Torog Nai in Richtung bretonischer Landen.

 

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